Interviews rund um Ökostrom,
Herkunftsnachweise und Klimaneutralität

EKOenergie – das Internationale Ökostromlabel

Interview mit Steven Vanholme (Program Manager) und Theresa Knechtel vom EKOenergie Netzwerk.

Mai 2016

Erstes internationales Ökostromlabel fühlt sich willkommen in Deutschland

 

EKOenergie ist das internationale Ökostromlabel. Es wird in vielen Ländern immer bekannter und kann nun auch in Deutschland die ersten Erfolge verzeichnen. Bischoff & Ditze Energy ist lizenzierter Partner von EKOenergie und hat Steven Vanholme (Program Manager) und Theresa Knechtel vom EKOenergie Secretariat interviewt. 

Steven Vanholme (Program Manager)
und Theresa Knechtel vom
EKOenergie Netzwerk (© EKOenergie)

Bischoff & Ditze Energy (BDE): Herr Vanholme, EKOenergie ist ein relativ neues Ökostromlabel in der Welt der erneuerbaren Energien.
Woher kommt diese Entwicklung?

Steven Vanholme: Angefangen hat die Entwicklung 2011 und 2012. Umweltorganisationen aus verschiedenen Ländern suchten nach geeigneten Wegen, die Nutzung nachhaltiger erneuerbarer Energien voranzutreiben und mehr Menschen einzubeziehen. Sie kamen zu dem Schluss, dass ein Ökostromlabel ein gutes Instrument dafür ist, da es Konsumenten hilft, die besten Stromverträge zu finden. Nach einem Jahr der Vorbereitungen wurde das EKOenergie-Label 2013 auf den Markt gebracht. Seitdem wächst die Reichweite von EKOenergie täglich.

BDE: Was würden Sie als wichtige Schritte in der Entwicklung von EKOenergie bezeichnen?

Steven: Immer wenn wir die Arbeit in einem neuen Land aufnehmen, ist das ein wichtiger Schritt. Vor kurzem haben wir in Frankreich und Estland begonnen. Auch in Deutschland gibt es mit fünf neuen Verkäufern seit Januar 2016 große Fortschritte. Außerdem machen wir auch die ersten Schritte außerhalb Europas. In China wurde bereits EKOenergie verkauft, und unsere Kontakte nach Lateinamerika sind sehr vielversprechend.

Theresa Knechtel: Abgesehen davon ist es für uns auch wichtig, von anderen wichtigen Standards wahrgenommen und anerkannt zu werden. Der LEED-Standard für nachhaltiges Bauen empfiehlt EKOenergie. Und auch das Greenhouse Gas Protocol, der weltweite Standard zur Kohlenstoffbilanzierung, bezieht sich explizit auf uns.

 

BDE: Frau Knechtel, was macht EKOenergie Ihrer Meinung nach aus?

Theresa: Eine wichtige Rolle spielt unser Klima- und Umweltfonds. Dadurch finanzieren wir sehr konkrete Projekte. Eine andere besondere Eigenschaft ist mit Sicherheit auch unser Bottom-Up-Ansatz. Wir möchten Leute mit einbeziehen. Das tun wir auf unterschiedliche Art. Die 42 Mitglieder des EKOenergie-Netzwerkes stammen aus 32 Ländern und jedes Mitglied hat eine Stimme bei unseren Entscheidungen. Dadurch haben wir eine Vielzahl von Expertenmeinungen bei uns an Bord. Vor drei Monaten organisierten wir außerdem eine öffentliche Abstimmung darüber, welches Projekt wir mit den Mitteln unseres Umweltfonds unterstützen sollen. So werden auch Verkäufer und Konsumenten aktiv involviert. Dieser große Einbezug von Leuten ist wirklich besonders und sorgt dabei natürlich immer auch für neue Impulse.

Steven: In Finnland arbeiten wir außerdem mit Fischern zusammen und regen die Eigentümer von Wasserkraftwerken an, Fischtreppen zu installieren. Damit sind wir nah an den Leuten dran. Und noch etwas: wir arbeiten mit Freiwilligen und Trainees. In unserem Sekretariat arbeiten derzeit zehn Freiwillige aus acht Ländern. So können wir in vielen Sprachen arbeiten.

 

BDE: Wer zahlt in den Klima- und Umweltfonds ein?

Theresa: Die jeweiligen Anbieter, also die Stadtwerke und Energieversorger zahlen pro verkaufte Megawattstunde mindestens 10 Eurocent in den EKOenergie-Umweltfonds ein. Und es wird eine geringe Gebühr an EKOenergie selber fällig.

 

BDE: Sind alle Kraftwerke für EKOenergie zugelassen?

Steven: Um für EKOenergie in einem Kraftwerk produzieren zu lassen, muss dieses von uns genehmigt werden. Allerdings werden nicht die Kraftwerke „gelabelt“, sondern der Strom, der an die Endkunden verkauft wird.

 

BDE: Wie wird ein EKOenergie-Ökostromangebot auditiert?

Theresa: Die Auditierung erfolgt bei den Anbietern, die eine Lizenzvereinbarung mit uns abschließen und unseren Verhaltenskodex beachten müssen. Gerne kann natürlich auch Bischoff & Ditze Energy hier ein Dienstleister für den Anbieter sein und bestimmte Aufgaben abnehmen.

 

BDE: Welche Pläne hat EKOenergie in Deutschland?

Theresa: In Deutschland nehmen wir ein großes Interesse an unserer Arbeit wahr und sind uns sicher, dass mehr und mehr Anbieter und Konsumenten unseren Ansatz unterstützen werden. Gern würden wir auch unsere Zusammenarbeit mit Aktionen und Netzwerken für eine 100% erneuerbare Gesellschaft intensivieren.

Steven: Doch wir sind entspannt. Wir machen in Deutschland viele Fortschritte und hoffen, diese Dynamik auch in andere Länder, wie Polen, Tschechien oder Ungarn bringen zu können und damit zur Energiewende in diesen Ländern beizutragen.

 

BDE: Welche anderen Projekte stehen in Zukunft an?

Theresa: Wir bereiten die Einführung von Ökostrom mit Label auf dem russischen und dem lateinamerikanischen Markt vor. Und, besonders interessant für den deutschen Energiesektor, wir haben mit der Entwicklung eines Labels für erneuerbares Gas begonnen. Dazu kontaktieren wir Experten aus ganz Europa. Wenn jemand interessiert an einer Beteiligung in diesem Prozess ist, stehen wir gern jederzeit zur Kontaktaufnahme zur Verfügung.

 

BDE: Möchten Sie noch etwas hinzufügen?

Steven: Ich hoffe natürlich, dass EKOenergie bei vielen Menschen Interesse weckt und diese Menschen uns kontaktieren. Oder dass sie an Bischoff & Ditze Energy herantreten, die deutschen, österreichischen, schweizerischen und anderen Stromversorgern helfen, EKOenergie Produkte auf den Markt zu bringen und zu verkaufen. Und wir würden gerne weitere Kooperationen mit deutschen Verkäufern und Konsumenten beginnen, gerne auch über „Bischoff & Ditze Energy“, die dabei behilflich sein können.

 

BDE: Wir danken für dieses Interview, wünschen Ihnen viel Erfolg für Ihre weitere Arbeit und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit.

Die Bischoff & Ditze Energy GmbH & Co. KG ist bei EKOenergie akkreditierter Anbieter von Herkunftsnachweisen und Dienstleister rund um das Thema Ökostrom. Zusätzlich ist das Unternehmen Mitglied der „Advisory Group“ (Beratergruppe) bei EKOenergie.